Wir haben uns mit sirgog über die Geschichte hinter der von ihm gestalteten Weissagungskarte unterhalten: Der Preis der Ergebenheit. Findet heraus, inwiefern Arroganz einige Entscheidungen beeinflusst hat, diese Karte entstehen zu lassen.
Als Teenager in den 90ern war ich süchtig nach traditionellen RPGs wie Secret of Mana und Final Fantasy 6. Als ich dann einen PC bekam, habe ich mich direkt in Diablo und Diablo 2 und ihr etwas zügigeres Tempo verliebt. Anfang 2010 ging ich dann zu Dungeons and Dragons Online über, aber suchte nach etwas Neuem – und hörte schließlich von einem geistigen Nachfolger von Diablo 2 und dachte, ich sollte es mir ansehen. Ich habe mich in der Anarchy-Liga das erste Mal in Path of Exile gestürzt und war vollkommen unvorbereitet. Ich wusste, dass das Spiel komplex war, aber entschied, mich einfach ins kalte Wasser zu stürzen und habe eine Monstrosität eines Schattens erstellt, der lediglich mit Vipernschlag und keinen Lebenspunkten im Fertigkeitenbaum auskommen musste. Mein Build war schrecklich, aber ich hatte jede Menge Spaß dabei, mich durchzukämpfen und mit Stufe 54 endlos Zonen zu räumen, die eine Monsterstufe von 47 hatten, bis ich endlich auf einen Boss traf, den ich einfach nicht bezwingen konnte. Schließlich fing ich damit an, Build-Guides zu befolgen und erreichte in der Torment-Liga das Endgame mit den Karten. Seit der Incursion-Liga habe ich mich immer gut im Endgame geschlagen und konnte in jeder Liga 36 oder 40 Herausforderungen meistern (mit Ausnahme der Legion-Liga, die mir nicht so viel Spaß machte und ich deshalb bei 24 aufhörte). Ich habe sogar einen (zum jetzigen Zeitpunkt stark veralteten) Video-Guide auf YouTube erstellt, in dem ich über die Strategien eingehe, wie man in der Incursion-Liga am besten an einen Kopfjäger (Headhunter) kommt. Dieses Video kam unerwartet gut an und veränderte mein Leben auf unerwartete Weise – tagsüber arbeitete ich an technischen Aufzeichnungen in der Luftfahrt und in meiner Freizeit an PoE bezogenen Videos. Diese richten sich hauptsächlich an Spieler, die üblicherweise 24 Herausforderungen in einer Liga anstreben, es aber gerne bis zu 36 oder 40 Herausforderungen schaffen möchten. Das bewegte mich auch dazu, mir das Streamen beizubringen, worauf ich zwei oder drei Abende in der Woche (australischer Zeit) auf Twitch verbrachte. Die Karte “Die Krankenschwester” aus der Betrayal-Liga inspirierte mich dazu, mir die Möglichkeit zu kaufen, eine Weissagungskarte zu entwerfen. Ursprünglich wollte ich eine Weissagungskarte für “Der Unhold” entwerfen, die ich “Tödliche Sünden” genannt hätte. Aber dann kam die Synthesis-Liga raus kurz bevor ich mein Design übermittelt hatte. Ich habe mich in die damals neu hinzugefügte Weissagungskarte “Arroganz der Vaal” verliebt, nachdem ich am fünften Tag der Synthesis-Liga 20 Sets davon eingetauscht hatte. Arroganz ist meine Lieblingskarte und übertrifft die beiden, die ich in Auftrag gegeben habe (und meine dritte, die noch in Arbeit ist). Ich mag die Arroganz-Karte, da sie so vielseitig ist. Durch sie kann man potentiell mächtige Gegenstände erhalten, aber man erwartet einen eher niedrigen Gewinn (wie bei einer Lotterie), und sie bringt komische, einzigartige und coole Gegenstände in eine Handelsliga, die normalerweise nicht existieren würden: Fertigkeitsbezogene Juwelen mit zwei mächtigen impliziten Modifikatoren, einzigartige Gegenstände für das Levelling, die durch die Verderbung sogar fürs Endgame interessant werden und vieles mehr. Wenn es darum geht, in PoE statistische Rückschlüsse zu ziehen, liegen die beiden “schwierigsten” mathematischen Probleme darin, den zu erwartenden Wert von eingetauschten “Arroganz der Vaal”-Karten und Kartenstapeln auszurechnen, und als Mathematiker liebe ich sie deshalb beide. Nachdem ich die Arroganz-Karte gesehen hatte, überlegte ich, eine Karte für einen mächtigen einzigartigen Gegenstand mit zwei impliziten Modifikatoren zu erstellen, wie etwa für Zerphis Herz oder Kopfjäger. Aber dann begriff ich, dass ich etwas mit mehr Vielseitigkeit wollte, um etwas von dem Gefühl einzufangen, das man beim Eintauschen der Karte “Arroganz der Vaal” hat. Das Design kam mir, als jemand im globalen Chat eine Tabula Rasa mit zwei impliziten Modifikatoren für die Stufe von Gemmen verlinkte und ich höhnisch antwortete: “Schade um die verderbten Modifikatoren, die würden sich auf einer Haut der Ergebenen viel besser machen”. Ab diesem Punkt wusste ich, dass ich meinen ursprünglichen Plan für einen beeinflussten Gegenstandstyp mit Gegenstandsstufe 86 über den Haufen werfen musste und die Karte stattdessen eine “Haut der Ergebenen” mit zwei impliziten Modifikatoren ergeben sollte. Ich entschied mich direkt für die Gegenstandsstufe 25, da die Haut ein offensives Rüstungsteil ist und man nicht die ganzen schwachen defensiven Modifikatoren haben möchte, die ab Gegenstandsstufe 45 verfügbar sind, oder die ganz starken, die ab Gegenstandsstufe 80 verfügbar sind. 20-44 ist also eigentlich immer die “richtige” Wahl, und statt Spieler zu bestrafen, die die Mechaniken nicht kennen, um die Stufe von Gegenständen zu beeinflussen, die man durch Weissagungskarten erhält, habe ich mich für eine Nummer entschieden, die innerhalb dieses Bereichs zufällig gewählt wird. Ich finde auch, dass die Karte ein interessantes Puzzle für Builds darstellt. Wenn euer Build üblicherweise 4 blaue und 2 rote Gemmen verwendet, könntet ihr eine Haut mit 3 blauen, zwei roten und 1 grüner Fassung nutzen, wenn sie über gute implizite Modifikatoren verfügt? Ist das vielleicht sogar besser, als eine angefertigte Rüstung zu verwenden, die zwar die “perfekten” Farben hat, aber ohne die besonderen impliziten Modifikatoren auskommen muss? Diese Art von Build-Puzzle gefallen mir. Schließlich musste ich mir Gedanken zum Überlieferungstext der Karte machen. Durch die Tatsache, dass die Belohnung der Karte drei Horrorthemen vereint, nämlich die unbarmherzigen Grausamkeiten der Vaal, der Name “Haut der Ergebenen” und die jenseitigen, an H. P. Lovecraft angelehnten Horrorthemen von Chayula, wusste ich, dass ich eine in sich abgeschlossene Horrorgeschichte schreiben wollte. Dazu musste ich mir ein paar Fragen stellen.
Ich entschied mich jeweils für “einen nützlichen Idioten”, “eine idealisierte Version von Chayula, von dem sie dachten, dass er ihnen zu Macht verhelfen würde”, “jemand, den Chayula nicht als nutzlos betrachten würde – vielleicht Zilquapa, Architekt des Risses oder jemanden unter seinem Kommando”, “machthungrige Bittsteller daran hindern, sie zu belästigen”, “nein” und “niemand wird es jemals erfahren”. Ich wollte, dass der Überlieferungstext sowohl den Horror als auch die vollkommene Verachtung der gehäuteten Kultisten wiedergibt. Hier ging es nicht darum, dass ein Hoher Kultist im Rahmen eines wichtigen Rituals ein Menschenleben opfert, sondern dass jemand etwas Nutzloses beseitigt, weil es ihm aufgetragen wurde. Als ich den Text ursprünglich übermittelte, wurde er Zilquapa zugeschrieben, aber dieser Hinweis passte in bestimmten Auflösungen nicht mehr ganz auf die Karte, weshalb er entfernt wurde. Jedoch wird die Karte von Zilquapa fallen gelassen. Folgende Gedanken kamen mir zum Design der Karte: Etwa drei Kultisten (unterschiedlicher Erscheinung) sollten in identischen Gewändern in einer Reihe stehen und ausdruckslos in die Ferne starren. Ein vierter Kultist verwendet einen zeremoniellen Dolch (der einzigartige Chayula-Gegenstand “Im Traum vereint”), um einen der drei Kultisten lebendig zu häuten. Das malträtierte Opfer zeigt sich regungslos, und so auch die anderen beiden Kultisten, die als nächstes an der Reihe sind. Dem Opfer hängt ein Hautlappen lose von der Schulter. Die Seele des sterbenden Kultisten wird, statt zu entfliehen, auf seine Haut gezeichnet. Als die Seele den Körper verlässt, ist er weiß, und als sie in die Haut eindringt, blutrot. Shaun, der Künstler, der bei GGG für die Weissagungskarten zuständig ist, hat diese Gedanken phänomenal umgesetzt. Ich hatte noch einige andere Ideen, als ich “Den Preis der Ergebenheit” übermittelte, die ich jedoch letztlich verwarf:
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