Im Rahmen unserer neuen Reihe, in der wir auf die Entstehungsgeschichte einiger Weissagungskarten von Unterstützern eingehen, haben wir mit Cryptc über sein Design für die Karte Das Siegel (The Sigil) gesprochen.



Als ich aufwuchs, haben mich fremde Welten, fremde Geschichten und die Erzählungen über diese Orte fasziniert. Als ich noch ein Kind war, las mir mein Vater Science-Fiction-Bücher vor; später entdeckte ich Tolkien und Rollenspiele mit Dungeons & Dragons und sah über die Jahre hinweg dabei zu, wie die Weiterentwicklung von Computerspielen zu immer komplexeren Erfahrungen führte.

Im Teenager-Alter verbrachte ich viel Zeit mit Diablo 1 und 2, was mich in zweierlei Hinsicht faszinierte: Man tauchte in diese interessante Welt ein, die diese Spiele abbildeten und konnte besondere Gegenstände finden und seinen Charakter damit weiterentwickeln. Ich war unglaublich süchtig nach Diablo 2, bis hin zu dem Punkt, dass es sich auf mein Leben auswirkte. Doch am Ende schaffte ich es, komplett mit dem Spielen aufzuhören und nahm eine lange Auszeit über mehrere Jahre, in denen ich mich auf mein Privatleben, meine Weiterbildung und meine Karriere konzentrierte.

Als ich im Leben Fuß gefasst hatte, kehrte ich allmählich zu den Computerspielen zurück, zunächst hauptsächlich Rollenspiele und Strategiespiele, die ich zum Hobby spielte. Ein paar Freunde und ich starteten unseren eigenen Gaming-Server eines gemoddeten Sets von Neverwinter Nights 2 im “Planescape Campaign Setting” (eines meiner liebsten D&D-Settings). Es verging einige Zeit, bis mir einer meiner Freunde von Path of Exile erzählte, das sich damals in der geschlossenen Beta befand. Path of Exile weckte sofort meine nostalgischen Gefühle aus Diablo 2, und nach ein paar Wochen des Hoffens auf einen kostenlosen Beta-Schlüssel kaufte ich schließlich ein Unterstützerpaket, um das Spiel auszuprobieren. Ich erinnere mich noch daran, wie beeindruckt ich war, dass ich meinen Charakter und die Gegenstände über die Website ansehen konnte, und verbrachte die Mittagspausen bei der Arbeit damit, meinen Fertigkeitenbaum zu planen. Ich war direkt ans Spiel gefesselt und habe es seitdem in unterschiedlicher Intensität gespielt.

Als Weissagungskarten eingeführt wurden, wusste ich sofort, dass ich etwas Bedeutsames kreieren wollte, um damit etwas zum Spiel beizutragen. Ich entschied mich für eine Karte, die das Planescape-Setting zum Thema hatte, das ich so liebte und das mir in den letzten Jahren, in denen der Server lief, so wichtig geworden war. Ich wusste ziemlich früh, dass die Karte “Das Siegel” (The Sigil) heißen sollte, was allgemein genug klingt, aber auch auf die Stadt Sigil aus Planescape hindeutet. Ich stellte sicher, dass auch der Überlieferungstext so viele Hinweise auf Planescape enthielt wie möglich. “Rule of threes”, “gate”, “ward”, “faction” und selbst das Wort “unravel” weisen indirekt auf Ravel aus dem klassischen CRPG Planescape Torment hin. Die Entscheidung bezüglich des Designs habe ich nicht direkt beeinflusst, da ich keinen Druck auf GGG ausüben wollte, bestimmte Aspekte eines anderen Spiels in ihre Welt übernehmen zu müssen. Umso überraschter war ich, als ich feststellte, dass das Design offensichtlich von “Lady of Pain” aus Planescape inspiriert war, wodurch es ziemlich deutlich war, dass die Karte von Planescape inspiriert wurde.

Ich übermittelte meine Karte ziemlich früh, als das Konzept der Weissagungskarten noch neu war und ihre Rolle im Spiel noch nicht ganz klar war. Das war zur Zeit der Tempest-/Warbands-Liga, zu welchem Zeitpunkt sich das Anfertigungssystem und das Meta des Spiels sich ziemlich stark von der heutigen Version unterscheideten. Es war damals noch ein bedeutender Teil des Spiels, durch die Akte zu spielen, und das Erreichen der Karten war etwas, das ziemlich anspruchsvoll war, insbesondere für durchschnittlich begabte Hardcore-Spieler wie mich. Bei Builds mit Energieschild war man damals besonders darauf angewiesen, während des Levelns halbwegs gute Ausrüstung anzufertigen. Deshalb fand ich, dass die Karte ein interessanter Weg wäre, an einen Gegenstand zu kommen, der einen Boost an Energieschild gewährt und den man selbst weiter anfertigen müsste. Auf diese Weise bräuchte man also mehrere Versuche, einen guten Gegenstand anzufertigen. Ich habe mir all die verschiedenen Modifikatoren der höheren Stufen angesehen, die verschiedene Gegenstände annehmen können, und sah, dass der höchste Modifikator für Amulette 20-22% erhöhten Energieschild gewährte, und die Gegenstandsstufe 77 war damals etwas, zu dem man nicht sofort Zugang hatte. Meine Idee war, dass man die Karte in einem der späteren Akte der Kampagne finden sollte, wodurch man die Möglichkeit hatte, an ein Amulett zu kommen, das den Energieschild weit genug erhöht, um es damit bis zu den Karten zu schaffen. Leider wurde die Weissagungskarte stattdessen in der 'Verwilderter Schrein'-Karte fallen gelassen, wodurch ihr Nutzen geringer ausfällt, als ich es mir erhofft hatte. Zwar hatte die 'Verwilderter Schrein'-Karte über die Jahre hinweg unterschiedliche Kartenlevel, aber da sich das Spiel immer weiterentwickelte, wurde meine Weissagungskarte noch nutzloser als vorher. Meine Hoffnung besteht darin, dass sie eines Tages in Gebieten vor dem Endgame fallen gelassen wird und bei Spielern im autarken Spielmodus den Zweck erfüllt, den Energieschild soweit zu erhöhen, dass man auch schwierigere Situationen im Spiel meistern kann.

Interessanterweise gab es einige Zeit, nachdem meine Karte herauskam, einen der größten Energieschild-Nerfs in der Geschichte Path of Exiles, und einer der Modifikatoren, der komplett aus dem Spiel entfernt wurde, war x% erhöhter Energieschild auf Ringen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich dachte zu der Zeit, dass meine Weissagungskarte einer der Gründe gewesen sein könnte, dass dieser Modifikator nicht auch von Amuletten entfernt wurde, da es zur Folge gehabt hätte, dass meine Karte auch hätte verändert werden müssen. In meinen Gedanken besteht das Erbe meiner Karte also immerhin darin, dass sie dieses Affix in Stein gemeißelt hat, sodass Amulette es auch heute noch annehmen können.
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Grinding Gear Games

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