Im dieswöchigen Streamer-Interview haben wir RaizQT zu Gast! Er streamt Path of Exile bereits seit 2013 und gehört seit jeher zu den bekanntesten Mitgliedern der Community. Im heutigen News-Post sprechen Bex und Raiz über seine Zeit in Path of Exile und seine Hintergrundgeschichte.

Hi Raiz, vielen Dank, dass du am Interview teilnimmst! Bitte stell dich doch mal vor.

Hey zusammen,

ich bin Łukasz, ein 27-jähriger Streamer aus Polen. Mein Nickname “RaizQT” hat sich im Laufe der Jahre stark verändert, da ich mich bereits seit meinem achten Lebensjahr mit PC-Spielen beschäftige. In meiner Kindheit durchlief mein Nickname viele Veränderungen und mit 13 nannte ich mich schließlich XxSoulRazorxX (kein Scherz), da SoulRazor der Name eines Schwertes im benutzerdefinierten Dragon-Ball-Z-Spiel war, welches ich in Warcraft 3 spielte. Irgendwann entschied ich mich für einen weniger ausgefallenen Namen (haha) und RaZoR sollte meine Warcraft 3 "Karriere" fördern, da es jetzt ernster wurde und das Thema “E-Sports” förmlich explodierte.

Nachdem ich mit Warcraft 3 abgeschlossen hatte und zu World of Warcraft gewechselt bin, war mein Nickname bereits vergeben. Ich musste mir also etwas Neues einfallen lassen, und da ich zum damaligen Zeitpunkt eine Leidenschaft für das Tricking hatte (eine Kombination aus Martial-Arts-Bewegungen, um ein Power Ranger zu werden) und dort als eine der ersten Bewegungen den sogenannten Touchdown Raiz gelernt habe, beschloss ich Raiz als meinen Nicknamen zu verwenden. Nach einiger Zeit entschied ich mich, einen PvP-Charakter zu erstellen, aber diesmal war mein Name bereits durch mich selbst belegt, also fügte ich am Ende des Namens das QT hinzu, da es damals bei PvP-Charakteren in WoW beliebt war. Mit der Zeit fing ich schließlich an, RaizQT mehr als Raiz zu mögen und hier sind wir nun.

Apropos Nicknamen. Wie kommt es, dass dich die Leute in der Community “Polnische Ratte” nennen?

Vor langer Zeit, als Path of Exile noch relativ neu war, wurde ein Streamer dabei erwischt, wie er mit einem automatischen Script sein Spiel beenden ließ, sobald die Lebenspunkte seines Charakters einen bestimmten Wert erreichten, um ihn somit vor dem Tod zu bewahren. Als ich davon Wind bekam, machte ich eine Bemerkung darüber, dass sein Verhalten extrem unethisch war, woraufhin er mich mit einem dick aufgesetzten russischen Akzent, neben anderen Dingen, auch als "polnische Ratte" bezeichnete. Die ganze Situation war zu amüsant und der Spitzname ist bis heute haften geblieben.

Wie lange streamst du schon? Wie bist du dazu gekommen?

Ich streame jetzt bereits seit über 5 Jahren und das nahezu durchgehend. Ursprünglich habe ich bereits während den xFire-Tagen mit World of Warcraft damit begonnen (Wenn du nicht weißt, was das ist, dann ist es wahrscheinlich auch besser so). Allerdings hat es mir nicht so viel Freude bereitet und ich hörte auf zu streamen, bis ich Diablo 3 ausprobieren konnte. Nachdem ich Diablo für eine sehr kurze Zeit gestreamt hatte, ließ ich es aufgrund von Desinteresse ebenfalls ruhen. Als ich dann jedoch davon hörte, dass die Open Beta von Path of Exile in den Startlöchern stand, habe ich das Spiel sofort gewechselt und kurze Zeit später das Streamen wieder aufgenommen.

Was können die Leute von deinem Stream erwarten? Folgst du einem festen Zeitplan?

Ich mache im Prinzip alles in meinem Stream. Ich trete in Stufe-100-HCSSFBTW-Races an, erstelle Liga-/Race-Guides, beschäftige mich mit Speed-Leveling, laufe Karten im Endgame, töte Bosse im Hardcore-Modus und mache sogenannte Price-Checks. Doch ich glaube, dass Chris Wilson mich in einer der Build-der-Woche-Episoden am besten beschrieben hat, nämlich als erfolgreichen Build-Ersteller (Ernsthaft, ungefähr alle drei Tage laufe ich mit einem neuen Build herum).

Mein Zeitplan ist sehr variabel. Bei Liga-Starts mache ich manchmal äußerst lange Streams. Die längste Zeit, die ich je gestreamt habe, waren 72 Stunden. Während eines Liga-Starts streame ich sehr lange und quetsche 3-4 Stunden Schlaf dazwischen. Ansonsten streame ich die normalen 8-12 Stunden jeden Tag. Der Zeitplan ändert sich ständig und hängt stark davon ab, wie weit die Liga fortgeschritten ist.

Das hört sich sehr heftig an! Mit welcher Strategie bewältigst du diese langen Arbeitszeiten?

Ich bin bereits von Kindesbeinen an mit Schlafproblemen "gesegnet", deshalb musste ich immer Wege finden, mit Schlafmangel umzugehen, was mir sehr geholfen hat. Meine Herangehensweisen haben sich im Laufe der Jahre stark verändert, angefangen von reichlich Energydrinks als ich noch jünger war, bis hin zum kurzzeitigen Luftanhalten. Doch jetzt fokussiere ich mich darauf, richtig zu essen und genügend Wasser zu trinken. Ich baue auch Pausen zum Dehnen ein oder quetsche Trainingseinheiten dazwischen und nehme mir insgesamt einen Moment, um durchzuatmen und meine Gedanken zu sammeln, was sich ebenfalls als äußerst hilfreich erwiesen hat!

Wie und wann hast du von Path of Exile erfahren?

Wie ich bereits zuvor erwähnt hatte, spiele ich bereits seit dem ersten Tag der Open Beta. Ich habe von Path of Exile bereits einige Jahre zuvor gehört, hatte aber kein großes Interesse daran, da es sich noch sehr früh im Entwicklungsstadium befand, weshalb ich einfach bei Diablo 2 geblieben bin. Doch als ich Kripparian beim Spielen zusah, wurde mir vor Augen geführt, wie sehr sich das Spiel im Vergleich zum frühen Entwicklungsstadium verändert hatte. Mir war klar, dass ich es ausprobieren musste. Ich habe zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich zu viel Kripparian geschaut und beschloss dadurch, dass mein erster Build eine Hexe mit Chaos-Impfung sein sollte, die Feuerbälle schleuderte. Ich spielte dabei im Hardcore-Modus und ließ ALLE passiven Lebensknoten links liegen. Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, lief es so gut wie heute ... Es kostete mich unzählige Versuche, um Stufe 20 zu erreichen, weshalb ich mich für einen anderen Build entschied.

Welcher Moment hat dich an das Spiel gefesselt?

Vieles war mir schon durch Kripparians Stream bekannt (beispielsweise der Fertigkeitenbaum und die cooleren Builds zur damaligen Zeit), also ist es schwierig, einen genauen Moment festzulegen. Doch was die Langzeitmotivation betraf, waren es vor allem das Währungssystem, das Racing und die verschiedenen Builds, die mich gefesselt haben und die ich so bisher in noch keinem anderen Spiel erlebt habe.

Was sind die Highlights aus deiner Zeit beim Streamen von Path of Exile?

Wenn ich ehrlich sein soll, jedes Ende meiner Races. Das letzte Race (Incursion Autark HC bis Stufe 100), bei dem ich es auf Platz 2 geschafft habe, hat mir wirklich viel bedeutet. Das erste und einzige Mal, dass ich es auf Platz 1 geschafft habe (während der Harbinger-Liga), war ein sehr emotionaler Moment für mich, da ich darauf ca. vier Jahre hingearbeitet habe. Wo wir gerade von H I G H L I G H T S sprechen, muss ich an dieser Stelle natürlich noch den Moment erwähnen, als Krame und ich den in der Talisman-Liga eingeführten Abtrünnigen Verbannten zum Opfer gefallen sind, der die Fertigkeit ‘Abyssischer Schrei’ nutzte.

Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, kannst du uns jetzt endlich verraten, ob es Mors zuerst geschafft hat?

Mors #1 auf immer und ewig.

Ist Streamen dein Hauptjob?

Seitdem ich damit angefangen habe, ist das Streamen quasi mein Hauptjob. Irgendwie hat sich alles gut entwickelt, nachdem ich den Partnerstatus bei Twitch erreicht habe, was damals nicht gerade einfach war. Man brauchte zum damaligen Zeitpunkt mindestens 500 Zuschauer, was damals gerade mal 100 Streamer zustande bekommen haben. Zum Vergleich: Heute braucht man nur noch 75 Zuschauer, und es gibt mittlerweile mehrere tausend Streamer, die über 500 Zuschauer haben.

Nachdem meine Bewerbung zweimal abgelehnt wurde, erhielt ich den Partnerstatus am Ende durch eine etwas halbherzige Bewerbung, die ich kurz vor meinem Urlaub abschickte und davon ausging, dass ich ohnehin nicht angenommen würde. Ich habe ein letztes Mal meine E-Mails gecheckt, kurz bevor ich meinen PC herunterfahren wollte, um meinen Zug noch zu erreichen. Das war so ein unglaublicher Moment. Ich war noch nie so glücklich, hatte aber überhaupt keine Zeit, diesen Augenblick zu feiern, da ich sonst den Zug verpasst hätte.

Ich sage immer, dass das Streamen von Anfang an mein Hauptjob war, weil das schon immer mein Plan war. Ich sparte damals genug Geld, um dem Streamen ein Jahr lang eine Chance zu geben. Zum Glück hat am Ende alles geklappt!

Was hast du vor dem Streamen gemacht?

Das, was ich vor dem Streamen gemacht habe, ist nicht sonderlich der Rede wert, aber es half mir dabei, genug Selbstvertrauen aufzubauen, um mit dem Streamen anzufangen. Ich habe an Tankstellen und in Geschäften gearbeitet und ein paar Mal Renovierungsarbeiten in Häusern durchgeführt. Während dieser Zeit habe ich auch in Teilzeit in Warcraft 3, Heroes of Newerth und Dota 1 gecoacht und war immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, online Geld zu verdienen und mein eigener Chef zu sein.

Als ich schließlich damit anfing, in Vollzeit online Geld zu verdienen, reichte es nicht aus, um mich damit über Wasser zu halten. Das war für mich ein ziemlich großer Einschnitt. Ich war erst 20 und es fühlte sich an, als wären alle meine Träume zerplatzt. Ich habe dann ein Jahr lang Pause gemacht, um mich auf mich selbst zu konzentrieren. Ich reiste während dieser Zeit mit meiner damaligen Freundin durch Polen. Wir arbeiteten als Stewards bei verschiedenen Katzenausstellungen, was damals eine große Leidenschaft von uns beiden war. Jedes Wochenende verbrachten wir in einer anderen Stadt oder einem anderen Land und versorgten uns mit 200 Zloty (ca. 40 Euro), die wir von den Ausstellern für 2-3 Arbeitstage bekamen.

Es war nicht leicht, mit dem wenigen Geld zu reisen und eine Unterkunft zu finden, aber wir haben in dieser Zeit viel gelernt. Irgendwann entschied ich, dass es Zeit ist, erwachsen zu werden, und nahm einen der schlechtesten Jobs an, die ich mir damals vorstellen konnte: ein Tankstellenmitarbeiter mit einer Schicht von 24 Stunden. 24 Stunden arbeiten, 24 Stunden Pause. Ich musste um 3 Uhr früh aufstehen, um einen überfüllten Zug um 4 Uhr zu erwischen, der mich in einer Stunde aus der Stadt brachte, von wo aus ich wiederum eine Stunde lang laufen musste, um es zu meiner Schicht um 6 Uhr morgens zu schaffen. Nach meiner Schicht musste ich denselben Weg zurücknehmen, zu einem halbwegs normalen Tagesrhythmus finden und um 3 Uhr morgens zu meiner nächsten Schicht aufbrechen. Nach fünf Monaten hatte ich genug Motivation, an meinen Zielen zu arbeiten, und jetzt bin ich hier!

Welche Hobbies oder Interessen hast du abgesehen vom Streamen?

Meine Hobbies hängen davon ab, wo ich mich gerade aufhalte. Wenn ich in Polen bin, gehe ich gerne in Trampolinparks und Inlineskaten. Wenn ich in Österreich bin, gehe ich im Sommer gerne wandern und schwimmen und im Winter natürlich Snowboarden. Davon abgesehen beschäftige ich mich ausschließlich mit Videospielen.

Wenn du etwas sagen könntest, das jeder Path of Exile Spieler einmal gehört haben sollte, was wäre das?

Lasst euch beim Spielen von Path of Exile nicht zu sehr von anderen Spielern beeinflussen. Das Spiel bietet euch so viele Möglichkeiten, und es macht mich traurig, wenn Spieler anderen Spielern vorwerfen, dass sie das Spiel nicht so spielen, wie sie es sollten. Wenn ihr Spaß beim Spielen habt, dann macht ihr alles richtig!

Es spielt keine Rolle, welche Liga oder welchen Build ihr spielt oder wie schnell ihr Währung farmt. Wenn ihr Spaß habt, macht ihr alles richtig. Damals während der Onslaught-Liga habe ich sechs Monate damit verbracht, die Kriegsschrein-Ruinen zu farmen und zu handeln. Das hat mich so an die Kuhlevel-Zeiten aus Diablo II aus meiner Kindheit erinnert, und ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Alle meine Freunde erzählten mir, dass das langweilig wäre und ich es ihnen doch gleichtun solle. Irgendwann wurde ihnen aber langweilig und sie hörten schließlich mit dem Spielen auf. Ich hingegen spiele immer noch und habe auch noch Spaß dabei!

Wie hoch ist der Druck, ein Streamer zu sein? Wie schaffst du das?

Es hinterlässt schon so seine Spuren, wenn man es mit so vielen verschiedenen Menschen zu tun hat. Das ist wohl das einzige, das mir in den letzten Jahrens zu schaffen gemacht hat, da ich der Typ Mensch bin, der gerne für sich ist. Ich lernte, Auszeiten zu nehmen und Laufen, Snowboarden oder Inlineskaten zu gehen, und das tat mir wirklich gut.

Selbst nach so vielen Jahren lerne ich immer noch, was ich dafür tun muss, in meinem Leben einen Ausgleich zu schaffen für die vielen Stunden, die ich für die Community aufbringe. Aber davon abgesehen ist das Streamen mein absoluter Traumjob.

Wie hat dich die Sunderboi-Saga beeinflusst?

Wenn ich ehrlich sein soll, ist es manchmal ziemlich schwierig. Die Leute sprechen mich auf der Straße ständig auf Autogramme an, aber leider muss ich sie leider vertrösten, da ich als Retter der Menschheit viel zu beschäftigt bin. Allerdings werde ich für die aufstrebenden Sunderbois dort draußen bald Schulen auf der ganzen Welt eröffnen. Ehrenwort!

Hast du irgendwelche Projekte am Start, die du gerne mit der Community teilen möchtest?

Ich versuche jede Liga und jedes Race als erster die Stufe 100 zu erreichen. Ihr könnt mir dabei live auf Twitch folgen.

Skyrah und ich haben immer coole neue Projekte auf YouTube. In unserem Channel laden wir Build-Guides, Leveling-Guides, Speedruns, Highlights aus Path of Exile, Guides für Anfänger und Fortgeschrittene und viele andere Inhalte über Path of Exile hoch. Es ist wirklich für jeden etwas dabei.

Davon abgesehen poste ich manchmal auch auf Twitter.

RaizQT

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Danke, dass du am Interview teilgenommen hast! Das hat ziemlich viel Spaß gemacht. Danke auch dafür, wie sehr du dich bisher in der Community engagiert hast.
Beitrag von 
am
Grinding Gear Games

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